Bibliothek
Die Bibliothek des Martin-Buber-Instituts für Judaistik ist eine wissenschaftliche Präsenzbibliothek, die 1966 mit der Gründung des Instituts als eine der ersten judaistischen Fachbibliotheken nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingerichtet wurde. Mit insgesamt etwa 18.000 Bänden Standard- und Spezialliteratur in hebräischer und nichthebräischer Sprache, darunter umfangreiche historisch wertvolle Bestände, stellt sie als eine kleine aber bedeutende und international anerkannte judaistische Spezialbibliothek den Mitarbeitern und den Studierenden des Instituts die für Lehre, Forschung und Studium notwendige Fachliteratur zur Verfügung. Sie ist öffentlich zugänglich und kann nach Vereinbarung von jedem benutzt werden.
Als Grundstein der Bibliothek dienten große Teile der Privatbibliothek des nach 1933 in Jerusalem lebenden Kölner Buchhändlers Kalman Schlesinger, die in den Jahren 1972-1975 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Privatspenden angekauft wurden. Darin befinden sich etwa 100 Drucke aus der Zeit vor 1800, davon 30 hebräische Frühdrucke des 16. Jahrhundert, darunter welche aus den frühneuzeitlichen Zentren des hebräischen Buchdruckes, Venedig, Padua und Mantua.
Mit der Sammlung Schlesinger gelangten ins Martin-Buber-Institut Originalhandschriften des 16. bis 18. Jahrhundert aus Nordafrika, hauptsächlich liturgische Dichtung und Mystik mit z.T. unpubliziertem Material aus der hebräischen Poesie des Mittelalters, sowie Briefe jüdischer Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Religion aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Darunter befinden sich Originale von Literaturnobelpreisträger Shmuel Josef Agnon, Abraham Berliner, Salomon Buber, Rav Naftali Zwi Jehuda Berlin, Isaak Chajes, Israel Davidson, Joseph Eschelbacher, Isaak Dov B. Markom und Moritz Steinschneider.
Besondere Sammelschwerpunkte der Bibliothek des Martin-Buber-Instituts sind das rabbinisch-talmudische Schrifttum, mittelalterliche Religions- und Geistergeschichte, insbesondere Philosophie und Mystik, Halakah, liturgische und weltliche Poesie und, als besonderes Sammelgebiet, Medizingeschichte. In den letzten Jahren ist der Bestand auf dem Gebiet der jüdischen Sozial und Geistesgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts erweitert worden. Dazu gehören zahlreiche Erstausgaben der Werke bedeutender jüdischer Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter Max Nordau, Franz Rosenzweig, Martin Buber und Hermann Cohen; eine Sammlung deutschsprachiger zionistischer Schriften aus der Zeit 1890-1948 sowie neuere Standard- und Spezialliteratur zum Thema Verfolgung und Shoah und Geschichte des modernen Israel.
Zu den Spezialsammlungen der Bibliothek gehören ferner:
§ Das Martin Buber Archiv mit etwa 400 Briefen und einzelnen Manuskripten des jüdischen Philosophen. Dabei handelt es sich um Originale in deutscher Sprache, die in erster Linie aus der Korrespondenz mit seinem Verleger Lambert Schneider der Nachkriegszeit stammen. Hinzu kommt eine beträchtliche Anzahl von Briefen in Ablichtungsform aus dem Jerusalemer Hauptbestand.
§ Umfangreiche Unterlagen aus der bekannten Sammlung von Adolf Diamant (2 lfm); darin befinden sich eine synagogale Bildsammlung, eine fotografische Dokumentation jüdischer Friedhöfe in Deutschland mit Berichten und Besichtigungsvermerken, Unterlagen zum Wiederaufbau von Synagogen nach 1945 (verschiedene Baupläne, darunter über den Bau der Synagoge in Kassel, Bremerstrasse) sowie Zeitungsausschnitte zu einzelnen Aspekten des jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland. Zu der Sammlung gehören ferner Materialsammlungen, Manuskripte und Drucksätze zu folgende Werken Diamants: Chronik der Juden in Dresden, Chronik der Juden in Chemnitz, Juden in Zwickau, Jüdisches Kulturgut in der DDR sowie Arbeitsunterlagen zu der Bestandsaufnahme über die Zerstörungen von Synagogen und Gebetshäusern in Deutschland während der NS-Diktatur.
§ Eine umfangreiche Bildsammlung zur jüdischen Kunst und Archäologie, die aus insgesamt etwa 10.000 Einzelstücken besteht, davon jeweils etwa 5.000 Dias und Fotos. Die Sammlung ist über einen alphabetischen und einen systematischen Katalog vollständig erschlossen.
§ Sammlung seltener hebräischer Handschriften und früher Drucke auf Mikrofilm (ca. 750 Rollen). Den Hauptteil des Bestandes bilden Mikrofilme aus dem Jewish Theological Seminar: Vertreten sind die Sammlungen liturgischer, philosophischer und kabbalistischer Handschriften, die Benaim Collection, Steinschneider Collection, Philology Collection sowie hebräische Inkunabeln.
§ Etwa 5.000 Mikrofiches, welche u.a. die Gesamtausgaben zahlreicher hebräischer Zeitungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, darunter Ha-Maggid und Ha-Ma’assef, sowie die Divre ha-Knesset – eine Sammlung der Reden und Debatten aus dem israelischen Parlament – beinhalten.
- Zu vielen Themen erhalten sie ausreichende Informationen und Verweise in der Encyclopedia Judaica.